„Die Stimme der Jugend zählt!“ – Juniorwahl 2018 an der Schule am Ried

Von Julia Fraczek und Dina Mohamed (Q1)

 Bildschirmfoto 2018-10-31 um 23.33.57Die Juniorwahl 2018 zum Hessischen Landtag sorgte am Freitag, den 26.10.18, für großes Interesse in der Frankfurter Schule am Ried. Mehr als 120 Schülerinnen und Schüler der Oberstufe stürmten die Wahlkabinen der kooperativen Gesamtschule in Bergen-Enkheim. Den Zettel zur Wahl und den Zettel zur Volksabstimmung über 15 Änderungen der Hessischen Landesverfassung in den Händen.

Bildschirmfoto 2018-10-31 um 23.38.17Bei der Juniorwahl durften die Jugendlichen jeweils zwei Kreuze setzen. Das erste war eine Wahlkreisstimme (Wahl einer/eines Wahlkreisabgeordneten), das zweite die Landesstimme (Wahl einer Partei).

Wahlberechtigt waren jene, die im Wählerverzeichnis eingetragen waren. Um wählen zu dürfen, musste man außerdem den eigenen Personalausweis oder einen mit einem Lichtbild versehenen anderen amtlichen Ausweis am Wahltag im Wahlraum vorzeigen. Dieser wurde dann von dem Wahlkomitee, einem vierköpfigen Team um Emely Absolon, Lena Mebs, Jungsoo Park und Sophie Schliemann, überprüft. Zu den Aufgaben der vier Q1-Schülerinnen gehörte auch das Verteilen der Wahl- und Volksabstimmungszettel, die Vergabe der Wahlkabinennummer und die allgemeine Koordination und Kontrolle der Situation im Wahlraum.

Nervosität sowie Begeisterung lagen in der Luft. Gespannt warteten die Teenager, die größtenteils minderjährig sind, darauf, endlich zum ersten Mal wählen zu können.

„Ich bin aufgeregt. Ich habe mir schon ein bisschen überlegt, wen ich wählen möchte. Obwohl mich kleinere Parteien auch ansprechen würden, kann ich mit den größeren Parteien wahrscheinlich etwas mehr anfangen. Aber ich würde mich nicht aufgrund dessen, dass die meisten sie wählen, für die größeren Parteien entscheiden.“, so Schülerin Madlin Saleh, welche den PoWi-Grundkurs von Herrn Berner besucht.

Von 09.00 Uhr bis 11.30 Uhr erreichte die Juniorwahl ihren Höhepunkt. Jede Wahlkabine besetzt, eine lange, wartende Schlange vor den offenen Türen des Wahlraums – das Team der Wahlhelfer leistete Höchstarbeit. Laut Wahlvorstand habe es sich jedoch „sehr gelohnt, Vollgas zu geben“.

Beim Interviewen der Oberstufe wurde deutlich: Diese Jugendlichen wollen wählen!

„Ich habe das Gefühl, dass meine Stimme durch die Juniorwahl einen Wert bekommen hat. Mir ist klargeworden, dass ich tatsächlich etwas bewirken kann!“, so Marwa Sherzadeh, SaR-Schülerin der Qualifikationsphase 1.

Doch es gab auch zwiegespaltene Meinungen. Auf die Frage, wie sie sich nach der Wahl fühlte, antwortete die Schülerin Nina Meyer: „Einerseits bin ich froh, diese Erfahrung gemacht haben zu dürfen. Andererseits fühle ich mich unaufgeklärt, weil ich zum Teil nicht weiß, wer die Parteien sind oder für was die verschiedenen Gesetze in der Verfassung stehen, obwohl uns mit etwas Informationsmaterial nachgeholfen wurde.“

Die Wahlbeteiligung betrug ca. 66%. Stärkste Partei wurden die Grünen (49 Zweitstimmen = 39,8%). Dahinter folgten die SPD (22 Zweitstimmen = 17,9%) und die CDU (19 Zweitstimmen = 15,5%). Die restlichen größeren Parteien kamen auf folgende Prozentanteile: Linke 4,1%, FDP 7,3%, AFD 4,9%, Die Partei 4,1% (und Sonstige: 6,4%).

Eine Besonderheit bei der Juniorwahl ist die Tatsache, dass viele Jugendlichen auch in kleinere Parteien, wie zum Beispiel die Tierschutzpartei, Hoffnung steckten und diese wählten.

Insgesamt wurden 123 Stimmen abgegeben. Davon stimmten 32 Wählerinnen und Wähler bei der Volksabstimmung allen 15 Gesetzen zur Änderung der Verfassung des Landes Hessen direkt mit einem Kreuz zu. 56 der restlichen Wählerinnen und Wähler hielten die Herabsetzung des Wählbarkeitsalters für unnötig. Hier zeigte sich ein starkes „Nein“. Im Gegensatz dazu erhielten die „Förderung der Infrastruktur“, die „Stärkung der Kinderrechte“ sowie das „Staatsziel zur stärkeren Berücksichtigung der Nachhaltigkeit“ jeweils mehr als 80 „Ja“-Kreuze.

Vorher haben sich die Schülerinnen und Schüler nach Angaben der PoWi-Grundkurslehrer mit der Idee der Volksabstimmung auseinandergesetzt. So wurden unter anderem „Pro und Contra“-Listen zur Volksabstimmung angefertigt.

„Der Unterricht hat mir in letzter Zeit sehr gut gefallen, da die Themen besonders aktuell sind. Ich finde es sehr passend, vor allem, weil Hessen kurz vor den Landtagswahlen 2018 steht. Obwohl ich noch nicht ‚richtig‘ wählen kann, hab ich mich so ‚live dabei‘ gefühlt wie noch nie“, berichtete ein anonymer Schüler.

Hört sich nach einem erfolgreichen Ereignis an, oder?

„Absolut“, bestätigte Herr Kitzmann, SaR-Lehrer der Fächer Politik und Wirtschaft, Erdkunde und Geschichte. Er war positiv überrascht über den „starken Willen der Jugendlichen zu wählen“. Des Weiteren war Kitzmann erfreut darüber, wie zuverlässig die Durchführung erfolgte und wie gut die öffentliche Verwaltung organisiert war.

Die Juniorwahl 2018 war ein guter Vorgeschmack auf die Hessische Landtagswahl vom vergangenen Sonntag, den 28.10.2018. Den Kindern wurde das Gefühl von Demokratie, wie sie in Deutschland herrscht und praktiziert wird, vermittelt. Junge Menschen wurden dazu ermutigt, Verantwortung in der Gesellschaft zu übernehmen und sich für ihre Interessen einzusetzen. Politik ist etwas für Erwachsene? Das sieht die Schule am Ried in Bergen-Enkheim ganz anders!