Die Initiative Stolpersteine Bergen-Enkheim hat seit 2005 durch das Verlegen von Gedenksteinen vor den Häusern von Opfern des Nationalsozialismus dafür gesorgt, dass in unserem Stadtteil Menschen geehrt werden, die der ehemaligen Jüdischen Gemeinde von Bergen-Enkheim angehörten.
Am Montag, dem 12. November dieses Jahres, wird durch Vermittlung der Initiative eine Historikerin aus New York, Karen Franklin, in einem Vortrag darstellen, wie Dr. Rudolf Freudenberger, ein Arzt mit hohem Ansehen in unserem Stadtteil, sein Leben und das seiner Familie retten konnte.
Sie wird ihren Vortrag in englischer Sprache halten. Für die deutsche Übersetzung ist gesorgt.
Karen Franklin wird in einer Vortragsreise durch Deutschland und Österreich auch in Bergen-Enkheim Station machen. Sie ist eine Forscherin, die im New York Museum of Jewish Heritage eine Dokumentation über amerikanische Retter verfolgter europäischer Juden für das Frühjahr 2013 vorbereitet. Sie ist Vorsitzende und Jurorin mehrerer renommierter Organisationen, die sich mit der Geschichte des Holocaust befassen. Frau Franklin wird ihren Vortrag mit Bilddokumenten unterlegen und auf Fragen der Zuhörer eingehen.
In Bergen-Enkheim hat Helmut Ulshöfer die Geschichte von Dr. Freudenberger in seinem Buch Jüdische Gemeinde Bergen-Enkheim 1933 – 1942 aufgearbeitet. So wissen wir aus seinen eigenen Worten, die dort abgedruckt sind, dass Herr Dr. Freudenberger eine gut gehende Arztpraxis, zunächst in der Marktstraße, später in der heutigen Röhrborngasse, ehemals Steingasse, hatte und dass er trotz des Boykotts am 1. April 1933 infolge des „Ansehens und Vertrauens“, das er sich hier erworben hatte, noch immer zahlreiche Patienten behandeln konnte. Von Überwachung und Anzeigen durch Nachbarn ist in diesem Buch die Rede. Rudolf Freudenberger entschloss sich zur Flucht, als bekannt wurde, dass ab dem 1.10.1938 ein Berufsverbot für alle jüdischen Ärzte in Kraft treten sollte, und wanderte im August 1938 mit seiner Frau und seinen drei Kindern in die USA aus. Es ist auch bekannt, dass er sich sehr schwer tat, die englische Sprache zu lernen und noch einmal ein Medizinstudium zu absolvieren. Seine finanzielle Lage war im Gegensatz zu seiner Zeit in Bergen äußerst angespannt.
Die Schule am Ried wird am 12. November ab 19 Uhr für diese Veranstaltung die Aula zur Verfügung stellen und Schülerinnen und Schülern der Schule Gelegenheit geben, sich mit dem Thema vertraut zu machen.
Die Initiative Stolpersteine Bergen-Enkheim erhofft sich ein reges Interesse und lädt, gemeinsam mit der Schulleitung, zum Vortrag über das Schicksal dieser jüdischen Arztfamilie ein.