Am vergangenen Freitag war Ruth Barnett zu Gast in der Schule am Ried. Als Zeitzeugin berichtete sie von ihrem Leben, das 1939 nach der Reichsprogromnacht eine erste jähe Wendung erfuhr: Die Eltern setzen die damals Vierjährige und ihren älteren Bruder in einen Zug, der beide in Sicherheit nach England bringen sollte, den „Kindertransport“. In der voll besetzen Aula erzählte sie Schülerinnen und Schülern ab der 9. Klasse von ihrem Leben in verschiedenen Pflegefamilien in England. Mit Fotografien sowohl von ihrer Familie als auch von Stationen ihres Lebens gelang es ihr, ihre damalige Wahrnehmung für die Schüler nachvollziehbar zu machen. – Auch ihren Schock und ihre Abwehr, als sie nach dem Krieg inzwischen 14-jährig aus ihrer neuen Heimat gerissen und wieder nach Deutschland gebracht wurde, einem Land, mit dem sie nur Fürchterliches verbinden konnte, zu Eltern, die ihr fremd waren. Es sind u. a. diese Erfahrungen, die sie auch in ihrem Buch „Person of no nationality. A story of childhood loss and recovery“ (2009), dargestellt hat.
Doch bevor sie mit ihrer Geschichte begann, machte sie deutlich, warum sie ihre Geschichte erzähle: Die Generationen der Großeltern und Eltern der Schüler hätten es nicht geschafft, Frieden zu schaffen. Sie hoffe nun auf die heranwachsende Generation, dass sie es besser machen werde. Der Weg dazu sei das Gesprä ch, das Kennenlernen; es sei wichtig, sich einander seine Geschichte zu erzählen, neugierig und offen zu sein, dabei wachsam zu sein, mutig gegen Ausgrenzung und engagiert gegen Gewalt.