Am Dienstag, den 9. Mai 2017, besuchte der international renommierte marokkanische Maler und Schriftsteller Mahi Binebine die Schülerinnen und Schüler der Schule am Ried.
Warum radikalisieren sich Kinder und Jugendliche in Marokko? Wie schaffen es die Handlanger des islamistischen Terrors, unbescholtene Kinder und Jugendliche für ihre Machenschaften zu missbrauchen, sodass sie im Extremfall schließlich zu Selbstmordattentätern werden?
Zusammen mit dem Team Doris Lerche, Peter Ripken und Ruthard Stäblein des Alondra Institutes, das sich mit der Förderung multikultureller Begegnungen zwischen Künstlern in Europa und Nordafrika beschäftigt, und mit Senna Acker als Übersetzerin las der Autor Auszüge aus seinem Buch „Die Engel von Sidi Moumen“.
Das Buch handelt von marokkanischen Jugendlichen, die radikalen Islamisten in die Hände fallen und sich radikalisieren. In seinem Buch beschreibt er in beeindruckender Weise den Weg und die subtile Veränderung, die diese von der Gesellschaft benachteiligten und vergessenen Jugendlichen durchlaufen, bis sie schließlich selbst zu Attentätern werden.
Der Roman ist angelehnt an ein Ereignis im Mai 2003, bei dem sich 14 Jugendliche an verschiedenen Orten Casablancas in die Luft sprengten. Die landesweite Empörung nach den Anschlägen zeigt, dass die Mehrheit der Bevölkerung den Terror ablehnt. Mahi Binebine suchte nach den Gründen, er wollte die Tat begreifen. Er besuchte den Ort des Geschehens und sprach mit den Familien der Opfer und Täter.
Im Anschluss an die Lesung erzählte der Autor von den sogenannten „Garagen“ in Marokko, von denen eine für die Kinder und Jugendlichen zu regelmäßigen Treffpunkten mit den radikalen Islamisten wurden; auch von Elendsvierteln, die für Touristen und Ortsfremde nicht sichtbar hinter hohen Mauern versteckt sind. Aufgrund seiner Erkenntnisse gründete er mehrere Kulturzentren für Kinder und Jugendliche in den Slums der Großstädte. Sein Motto: Mit Kultur gegen den islamistischen Terror. Durch Bildung und Erziehung möchte er den Kindern die Chance auf eine Zukunft geben. Derzeit finden dort wöchentlich Theaterkurse für unterschiedliche Altersstufen statt, zudem gibt es eine Bibliothek, Ballett, Hip-Hop, Klavierunterricht, Fotokurse oder Business-Englisch für Erwachsene.
Die 14-18 jährigen Riedschüler aus allen Schulzweigen waren sehr interessiert und hatten viele Fragen an den Autor.
Die Lesung endete mit einem großen Applaus und einigen echten Frankfurter Spezialitäten für den Künstler und seine Begleiter.